Metas kontroverse Community Notes: Freiwillige Moderator:innen gesucht
Zuckerberg setzt jetzt auf Free Speech statt Faktenchecks und eröffnet Hate Speech mehr Raum – und du sollst die Einordnung übernehmen. Ohne Bezahlung. Wir schauen genauer hin: Was steckt hinter den Community Notes und der Mitmachoption?
Meta hat Community Notes – „Gemeinschaftsnotizen“ – als Wort der Woche ausgerufen und lädt Nutzer:innen in einem jüngst veröffentlichten Post auf Threads dazu ein, sich als Content-Moderator:in zu engagieren.
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Wer sich beteiligen möchte, kann sich über Metas Plattform registrieren und so aktiv an der digitalen Diskussionskultur teilhaben. Aktuell kannst du dich auf der Warteliste eintragen und wirst informiert, wenn du als Content Contributor angenommen wirst. Doch wie funktioniert das Programm genau – und bleibt es wirklich neutral?
Meta:
Abschaffung der Faktenprüfung, Machtverschiebung und Anpassung an politische Strömungen
– was sich jetzt ändert
Was sind Community Notes?
Community Notes ist ein partizipatives System, das Nutzer:innen erlaubt, ergänzende Hinweise zu bestimmten Inhalten beizutragen. Diese Notizen werden nicht willkürlich veröffentlicht, sondern müssen von anderen Community-Mitgliedern bewertet und als hilfreich eingestuft werden. Erst wenn verschiedene Perspektiven eine Notiz als nützlich empfinden, wird sie sichtbar.
Doch in einer Zeit, in der Meta immer stärker in politische Debatten eingreift und sich offen der Trump-Regierung annähert, stellt sich die Frage, ob das Programm tatsächlich unvoreingenommen bleibt. Welche Stimmen werden verstärkt – und welche unterdrückt?
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Community Notes wirklich zu mehr Transparenz führt oder lediglich die Verwirrung um Inhalte und deren Wahrheitsgehalt oder Problematik fördert. Kritiker:innen befürchten Letzteres.
Moderation oder Manipulation?
Community Notes sollen Meinungsvielfalt ermöglichen, doch die Erfahrung zeigt, dass große Plattformen wie jene von Meta und X oft politisch motivierte Entscheidungen treffen. Instagram-Chef Adam Mosseri versicherte zwar, dass das neue System allen eine Stimme geben solle, doch seine Aussagen bleiben vage.
Das sind 2025 die wichtigsten Entwicklungen auf Instagram
Die drastische Reduzierung der Moderation birgt erhebliche Risiken und darf keineswegs unterschätzt werden: Hassrede, Desinformation und Diskriminierung könnten unkontrolliert zunehmen. Doch diese Entwicklung ist kein isolierter Schritt, sondern Teil eines umfassenden Strategiewechsels bei Meta. Neben der Abschaffung des Faktenprüfungsprogramms wurden auch die Moderationsrichtlinien gelockert, was die Verbreitung kontroverser und extremer Inhalte erleichtert. Gleichzeitig setzt Meta verstärkt auf ein Trump-freundliches Lobby Team, das sich an konservativen Interessen in Washington orientiert.
Besonders brisant ist, dass rechte Netzwerke dadurch noch mehr Spielraum erhalten könnten, um gezielt Narrative zu platzieren – insbesondere in einem politisch aufgeheizten Jahr. Während Meta offiziell von mehr Meinungsfreiheit spricht, warnen Kritiker:innen davor, dass die Plattform zunehmend die Kontrolle über Desinformation verliert. CEO Mark Zuckerberg ging sogar so weit, mit Trump „gegen Regierungen“ vorgehen zu wollen, die Zensur fördern. Dabei setzt er europäische Gesetzgebung mit institutionalisierter Zensur gleich und stellt frühere Moderationsrichtlinien infrage.
Vor diesem Hintergrund bleibt auch die Einführung von Community Notes kritisch zu betrachten. Deren Sichtbarkeit wird letztlich durch Algorithmen gesteuert – ein Mechanismus, der kritische und progressive Stimmen benachteiligen könnte. Gleichzeitig bleibt Instagram mit 45 Millionen monatlich aktiven Nutzer:innen in Deutschland eine der zentralen Plattformen für Creator, Unternehmen und Werbetreibende. In diesem Kontext erscheint Metas Richtungswechsel umso gravierender – möglicherweise sogar folgenreicher als die Transformation von Twitter zu X.
Mitmachen – aber kritisch bleiben
Wer sich an Community Notes beteiligt, sollte sich bewusst sein, dass das Programm kein neutrales Tool ist, sondern tief in die bestehenden Machtstrukturen der Big Player in der Social-Media-Branche eingebettet bleibt. Ein kritischer Blick auf Inhalte und Mechanismen ist daher unerlässlich. Statt blind Vertrauen in die Plattformen zu setzen, sollte hinterfragt werden, wem diese Entwicklungen tatsächlich nutzen – der demokratischen Meinungsbildung oder der strategischen Steuerung digitaler Debatten?
Deshalb reicht es nicht, sich einfach nur zu beteiligen. Kritische Nutzer:innen sollten genau beobachten, wie Community Notes in der Praxis funktioniert und welche Stimmen wirklich gehört werden. Denn Transparenz ist letztlich nur so viel wert, wie die Plattformbetreiber:innen es zulassen. Laut einem offiziellen Update der Meta-Newsroom-Seite wird das Feature nach einem erfolgreichen Testlauf nun schrittweise auf weitere Regionen und Nutzer:innen ausgeweitet – eine Entwicklung, die mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden sollte.