Geht TikTok jetzt an Elon Musk? Zwischen „reiner Fiktion“ und X-Kontrolle über Entertainment App

Stranger than fiction? X und TikTok könnten in den USA bald gemeinsam operieren. Die Option des Verkaufs von TikToks US-Geschäft an Elon Musk steht im Raum, wurde von ByteDance aber schon dementiert. Doch die Lage spitzt sich zu und die Lösung ist nicht so abstrus, wie sie auf den ersten Blick scheint.

Jan 14, 2025 - 13:26
Geht TikTok jetzt an Elon Musk? Zwischen „reiner Fiktion“ und X-Kontrolle über Entertainment App

In wenigen Tagen könnte TikTok in den USA Geschichte sein – oder eine unvorhergesehene Entwicklung nehmen. Denn sofern der Supreme Court als letzte Instanz nicht dafür sorgt, dass die Entertainment-Plattform von ByteDance einen Aufschub erhält, wird sie ab dem 19. Januar in den Vereinigten Staaten abgeschaltet. Eine Alternative gibt es allerdings: den Verkauf des US-Geschäfts an ein US-Unternehmen. Diesen lehnt der chinesische Konzern ByteDance eigentlich rundheraus ab. Doch kürzlich tauchten Berichte auf, nach denen man einen Verkauf an den US-Milliardär und X-Eigner Elon Musk in Erwägung zieht. Davon berichten Bloomberg und das Wall Street Journal.

Zwar möchte ByteDance zuvorderst den Bann bekämpfen und jedes Mittel nutzen, um TikTok in den USA am Laufen zu halten – von der Anhörung vor dem Supreme Court am 10. Januar bis hin zu möglicher Unterstützung durch den designierten US-Präsidenten Donald Trump. Doch sollte keine Lösung zu finden sein, könnte tatsächlich Elon Musk als Käufer in Frage kommen – und X mit TikTok verbinden. Die Realität ist manchmal „stranger than fiction“, meint auch Tech-Experte Chris Messina auf Threads. Er verließ X vor einiger Zeit aufgrund der hostilen Umgebung, nachdem er einst den Hashtag auf Twitter erfunden hatte.

Auf Threads ansehen

Doch wie realistisch ist der Verkauf und gibt es dann eine Super Social App?


TikTok:

Eine neue Hoffnung und Rückzahlungen an Advertiser im Falle des US-Banns

TikTok-Schriftzug, das o ist durchgestrichen wie beim dänischen ø
© visuals – Unsplash


Dementi von ByteDance, Ideen für Elon Musk: TikTok-Verkauf als unerwartete Alternative

Ein Verkauf ausgerechnet an Elon Musk, der als X- und Tesla-Eigner, polarisierender Multimilliardär, Förderer nationalistischer politischer Bewegungen und nicht zuletzt als designiertes Mitglied der neuen Regierung unter Donald Trump daherkommt, mag für viele Beobachter:innen der Branche suspekt erscheinen. Auch hat ByteDance auf Nachfrage von Variety unmittelbar dementiert, über einen solchen Verkauf des US-Geschäfts nachzudenken.

We can’t be expected to comment on pure fiction.

Doch der Deal könnte trotzdem zustande kommen. Nach Informationen von Bloomberg wurde er zumindest in Erwägung gezogen. Und Musk könnte sich als reichster Mensch das auf 40 bis 50 Milliarden US-Dollar Wert geschätzte US-Geschäft leisten. Dabei bliebe aber noch unklar, wie er die Finanzierung bewerkstelligen könnte, da sein Geld vielfach angelegt ist und er auch für den Kauf von Twitter für 44 Milliarden US-Dollar diverse Finanzierungsoptionen durch Dritte wahrnehmen musste. Vorteile könnte dieses Szenario für TikTok und X haben, die womöglich gemeinsam operieren würden. TikToks US-Geschäft würde einem Bann entgehen und, wenngleich unter anderer Führung, weiterlaufen. Das würde zahlreiche Creator und Unternehmen freuen, die sich gegen einen Bann wehren. In diesem Fall würde Musk möglicherweise auch Sympathien aus dieser Richtung gewinnen können.

Derweil könnte seine Plattform X von der Popularität TikToks, auch als Werbeplattform, profitieren. So könnten die zuletzt schwachen Umsätze gesteigert werden, während die ohnehin auf mehr Video-Content ausgerichtete Plattform – jüngst kündigte Elon Musk ein Algorithmus-Update mit Blick auf mehr Entertainment an – im Kurzvideokontext einen enormen Mehrwert erhalten würde. Zugleich dürfte Musks KI-Unternehmen xAI von den TikTok-Daten profitieren können. Dass aber, selbst wenn dieser Fall eintritt, ByteDance den in China entwickelten Algorithmus von TikTok mitverkauft, gilt noch immer als ausgeschlossen. Auch das betonte TikTok vor dem Supreme Court zuletzt.

Noch andere abwegige Optionen? Am 19. Januar wissen wir mehr

In den kommenden Tagen dürften die Gerüchte um einen Verkauf TikToks in den USA nicht abreißen. Ähnlich verhielt es sich schon 2020. Damals wollte Donald Trump als US-Präsident ebenfalls einen Verkauf des US-Geschäfts von TikTok erzwingen. Neben Elon Musk dürften dieser Tage auch wieder andere große Player mit den nötigen finanziellen Ressourcen genannt werden, darunter Microsoft und Co. Auf X gab kürzlich der größte YouTuber überhaupt, MrBeast, in einem Post an, er könne ja TikTok kaufen, um den Bann zu verhindern.

Was wohl nur ein aufmerksamkeitsstarker Scherz sein dürfte, würde womöglich viele Creator freuen. Obwohl sich das Vermögen von James Stephen „Jimmy“ Donaldson auf mehrere hundert Millionen US-Dollar belaufen soll, müsste er für TikToks Geschäft andere Finanzierungswege finden.

Unterdessen setzen viele US Creator bereits auf diverse Alternativen zu TikTok und bereiten sich auf eine Zeit ohne die App vor. Neben YouTube, Instagram und Pinterest erhalten derzeit Lemon8, ebenfalls von ByteDance, und die auch aus China stammende App REDnote enorm viel Zulauf und Downloads.

Auf Threads ansehen

Gerade REDnote wird von vielen aus Protest genutzt.


REDnote als TikTok-Alternative:

US User aus Protest auf chinesischer Social Media App

Zwei Influencer vor Pariser Dächern am Tisch, App-Leiste von REDnote
© Xingyin Information Technology (Shanghai) Co Ltd. via Canva